Plastikfreie Verpackungen, klimaneutraler Versand oder Plogging-Team-Events: In der Marketing-Welt sehen wir immer mehr Unternehmen, die vermeintlich ins Green Marketing einsteigen. Jedoch sehen wir genauso oft, dass der Vorwand, im Sinne unseres Planeten zu handeln, als Marketing-Trend ausgenutzt wird. Das nennt man auch Greenwashing.
Am 5. Juni ist Weltumwelttag – ein Tag, an dem sich Unternehmen global mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinandersetzen. Im Zuge dessen haben wir uns mit Elisabeth Müller, der Geschäftsführerin der Social & Green Marketing Agentur sgreening zusammengesetzt und sie gefragt, wie man als Marketing-Unternehmen ins Nachhaltigkeitsmarketing einsteigen kann, was besonders wichtig dabei ist, authentisch ökologischer zu agieren und warum grüne Strategien die Zukunft sind, ganz nach dem Motto Go Green or Go Home!
Informationen zur Interviewten: Elisabeth Müller, MSc., sgreening Geschäftsführerin: Als Geschäftsführerin bei sgreening ist Elisabeth Müller für die Leitung des Unternehmens verantwortlich. Elisabeth Müller beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit den Themen Nachhaltigkeit und nachhaltige Unternehmensführung. Zu ihren früheren Stationen zählen die UNIDO, ESG Plus und der WWF. Ihr Studium absolvierte sie an der London School of Economics and Political Science.
Wer seid ihr & was ist die Mission von sgreening?
Elisabeth: sgreening steht für Social & Green Marketing. Wir integrieren Nachhaltigkeit in unternehmerische Prozesse, tragen diese Initiativen und Botschaften ganzheitlich nach außen und unterstützen darüber hinaus eine wertebasierte interne Kommunikation. Dabei teilen wir unser Wissen und schaffen Bewusstsein für zukunftsfähiges Wirtschaften.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich/euch?
Elisabeth: Im Laufe meiner Karriere habe ich schon viele Definitionen von Nachhaltigkeit gesehen, jedoch bleibt oft der ganzheitliche Charakter bzw. eine umfassende Herangehensweise auf der Strecke. Daher haben wir mit sgreening eine Marketing Agentur geschaffen, welche die drei Säulen Umwelt, Soziales und ethische Unternehmensführung gleichwertig in der Herangehensweise und Kommunikation berücksichtigt.
In unserer Zusammenarbeit mit Kund:innen und Partner:innen ist es uns ein besonderes Anliegen auf Augenhöhe zu agieren. Dabei bleiben wir in unserem täglichen Handeln ehrlich zu uns selbst und agieren stets im Einklang mit unseren Werten. Dies ist uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen im Sinne der Nachhaltigkeit.
Warum würdest du sagen, ist es gerade für Marketing-Unternehmen wichtig, grün(er) zu agieren?
Elisabeth: Marken und Marketing sind das Sprachrohr jedes Unternehmens nach innen und nach außen und haben eine sehr hohe kommunikative Macht. Mit dieser Macht geht auch eine große Verantwortung einher – und dabei sind wir der Meinung: Wenn wir schon kommunizieren, sollten wir als Marketer:innen diese Macht der Marken nutzen, um Impact zu schaffen. Darunter verstehen wir Bewusstseinsbildung, die Vorgabe neuer nachhaltiger Normen und Wissenstransfer um den gesellschaftlichen Diskurs rund um Nachhaltigkeit sinnvoll mitzugestalten. Wenn man das als Unternehmen gut und richtig macht, müssen auch andere Unternehmen nachziehen – und so kann ein Wandel entstehen, den wir so dringend brauchen.
Was braucht ein Unternehmen bzw. was muss ein Unternehmen alles tun, um als wirklich nachhaltig/grün zu gelten?
Elisabeth: Nachhaltige Bestrebungen von Unternehmen sollten immer zuerst im Kerngeschäft ansetzen und ambitionierten wissenschaftsbasierten Zielen entsprechen. Sollte ein Unternehmen bereits Fortschritte in diesem Bereich erzielt haben, können zusätzliche Projekte im Sinne der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen („Sustainable Development Goals“) umgesetzt und unterstützt werden.
Wie unterscheidest du zwischen Greenwashing und Green Marketing und wie können Marketing-Unternehmen verhindern, Greenwashing zu betreiben?
Elisabeth: Die Green Marketing Gleichung verstehen wir so: Greenwashing ist über nachhaltige Maßnahmen oder Initiativen zu sprechen, die weder etwas mit dem Kerngeschäft zu tun haben, noch einen positiven Unterschied machen und das so zu verpacken, als würden man als Marke die Welt retten. In anderen Worten ausgedrückt wäre Greenwashing, wenn Konsument:innen so informiert werden würden, dass sie denken, dass sie mit ihrem Kauf etwas für die Menschen und die Umwelt tun und das jedoch leider nicht der Fall ist.
Um Greenwashing zu vermeiden dürfen drei Grundsätze in der Kommunikation nicht fehlen: Transparenz, Ehrlichkeit und Authentizität.
Wie siehst du die Zukunft für Unternehmen, die nachhaltiger agieren oder für jene, bei denen kein Umdenken stattfindet?
Elisabeth: Es gibt zwei klare Vorteile, die nachhaltige Unternehmen haben: Erstens, eine etablierte Kultur, welche Innovation und Veränderung begrüßt, denn wenn wir eines wissen, dass Veränderung und Disruption unsere Märkte der Zukunft bestimmen werden. Zweitens, ein:e attraktiver und wertebasierter Arbeitgeber:In mit dem sich die jüngere Generation identifiziert ist heutzutage wichtiger den je, wenn es darum geht zukünftige Arbeitnehmer:innen anzusprechen.
Was sind die ersten Schritte, die Unternehmen einleiten können, um grüner zu werden?
Elisabeth: Viele Unternehmen kommen auf uns zu, weil sie etwas verändern und mehr in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen und in ihrer Kommunikation integrieren möchten. Somit sind sie bei sgreening an der richtigen Adresse, bei uns muss man noch kein:e Nachhaltigkeits-Vorreiter:In sein, gerne begeben wir uns gemeinsam auf diesen Weg.
Vielen Dank für das Interview, Elisabeth & sgreening!
Schlusswort
Egal, in welcher Art von Unternehmen du tätig bist, purpose-driven Marketing wird mit einer zunehmend kritischeren Konsument:Innen-Gruppe immer wichtiger. Ins Green Marketing einzusteigen, ist gar nicht so schwer, wie du vielleicht denkst und mit bereits kleinen Maßnahmen kannst du bereits einen Unterschied machen.
Im Zentrum einer jeden Marketingstrategie, gerade bei sozial sensiblen Themen wie Umweltschutz, Pride Marketing oder Gender-Gerechtigkeit, steht die Intention dahinter. Willst du in deinem Unternehmen ernsthaft nachhaltiger agieren, ist der erste Schritt bereits getan, um dir deine Marktposition als authentisch ökologisches Unternehmen zu sichern (und dadurch, ganz nebenbei, auch deine Kund:Innen zu begeistern).